Chronik

1957 sollte in Würgendorf ein Gemeinschaftshaus gebaut werden, da aber die Finanzen in der Gemeindekasse nicht reichten, war das nicht so einfach. Hätte Würgendorf einen Turnverein gehabt, hätte die Gemeinde aus Sportmitteln einen großen Zuschuss bekommen. So entschloss sich die Gemeinde einen Turnverein zu gründen und statt eines Gemeinschaftshauses eine Turnhalle zu bauen, in der die Bürger auch feiern könnten. So entstand der TV Würgendorf, für viele turnbegeisterte Würgendorfer eine Herzensangelegenheit. Bis der Turnverein unter Dach und Fach war gab es noch viel hin und her. Auf welchem Fundament sollte der Verein stehen? Victoria Würgendorf hätte ihn gerne unter seiner Regie gehabt, aber die christlichen Vereine waren dagegen, die hatten auch viele turnbegeisterte Jugendliche in ihren Reihen, so ging es hin und her, letztlich bekam der TV-Würgendorf ein eigenes Fundament, was auch die meisten Mitglieder für richtig befanden. Der erste kommissarisch gewählte 1. Vorsitzende war Hans Theis. Für die Gründung hatten wir den Hauptlehrer Busch, der war 1. Vorsitzender vom TV-Geisweid und den Vorstand vom 4. Turnbezirk zu Rate gezogen. Jetzt hatten wir einen Turnverein, aber keiner konnte Turnen. Der Turnverein Geisweid half uns auf die Beine. Hans Theis war der Einzige im Verein der ein Auto hatte und so holte er abends zu unserer Turnstunde ein oder zwei Vorturner in Geisweid ab und brachte sie nach der Turnstunde wieder zurück. Wir hatten abends ca. 40 Leute in der Turnstunde. Geturnt wurde in 4 Gruppen: Boden, Barren, Reck und Pferd.

Wir suchten aber auch Verbindungen nach dem TV Salchendorf, dem TV-Neunkirchen und TV-Niederschelden. Mittlerweile hatten auch mehr Vereinsmitglieder ein Auto, und so fuhren wir auch öfters in die Turnstunden der Nachbarvereine, oder die kamen zu uns. Nach jeder Turnstunde blieb man noch in einer feuchtfröhlichen Runde, es wurde auch schon mal 2 Uhr nachts, so entstanden Freundschaften die bis Heute noch bestehen. Bei der ersten Jahreshauptversammlung stellte Hans Theis wegen Zeitmangel sein Amt zur Verfügung. Als neuer 1. Vorsitzender wurde Otto Elvers gewählt. Ich habe auch viele Jahre dem TV-Würgendorf als 1. Vorsitzender, als Kinderturnwart, Männerturnwart und Skiwart zur Verfügung gestanden. Alles zusammen über 70 Vorstandsjahre. Viele Jahre war auch Karl-Heinz Arlt 1. Vorsitztender und Herta Arlt hat über 20 Jahre die Kasse verwaltet.

Oft fuhren wir auch auf größere Sportfeste, wie der Giller, hier wurde immer gezeltet, dann hatten wir immer zwischen 30 und 40 Kinder. Auch in Oberhundem auf den Gauskiwettkämpfen war der TV-Würgendorf immer stark vertreten; einmal hatte ich in der Abfahrt den ersten Platz. Als in Würgendorf ein neuer Sportplatz gebaut wurde, setzte sich der Turnverein dafür ein, dass es auch eine 400-meterbahn, Sprunggruben und Kugelstoßbahnen, also eine komplette Sportarena gab. Wir hatten auf den Sportfesten soviel Freude und so beschlossen wir, die Freiengrunder Kampfspiele ins Leben zu rufen. Mit 450 Teilnehmern starteten wir das erste Freiengrunder Kampfspiel. Die Teilnehmerzahl steigerte sich von Jahr zu Jahr bis über 1.250 Teilnehmer an einem Wochenende! Geräteturnen im Gemeinschaftshaus oder in der Schulturnhalle in Burbach und Leichtathletik in unserer neuen Sportarena. Der TV Würgendorf hat 18 Freiengrunder Kampfspiele und ein Bezirks-Sportfest veranstaltet. In den letzten Jahren wurden die Teilnehmer weniger. Die Eltern gaben die Kinder morgens mit einem Rucksack voll Proviant ab und machten dann ihren Sonntagsausflug ohne Kinder und wir waren an dem Tag eine Kinderverwahranstalt. Der Verein hatte mit den Freiengrunder Kampfspielen viel Arbeit, aber er hatte mit den vielen Sportlern und Zuschauern auch immer ein gutes Geschäft gemacht und hatte auch immer einen guten Kassenstand. Als dann die Teilnehmer geringer wurden, nahm auch die Zuschauerzahl ab und dann lohnte sich die viele Arbeit nicht mehr. Es waren aber nicht nur Turnen und Leichtathletik die Grundlagen unseres Vereins, auch Wintersport wurde groß geschrieben. Wir hatten einen schönen Sportplatz, da gehörte auch eine schöne Skiarena dazu. Im Weidekamp hatten wir schon immer Ski gefahren, es war ein Nordhang und der Schnee hielt sich dort immer lange, nur er war etwas kurz.

Wir setzten uns mit dem Hauberg in Verbindung und erhielten die Genehmigung eine Schneise zu schlagen. Wieder war es Hans Theis der uns maschinell unter die Arme griff. Mit einer Planierraupe rodete er die Wurzeln und planierte den Hang. Wir haben auch einige Skiwettkämpfe in Abfahrt und Langlauf veranstaltet. Beim Abfahrtslauf wurde morgens um 6 Uhr angefangen den Hang mit den Ski platt zu treten. Auch die Loipe wurde mit Ski gespurt. Langlaufski oder Abfahrtsski kannte man damals noch nicht, wir kannten nur Ski und die passten für alles. Der Deutsche Alpenverein Sektion Siegen fuhr auch öfters dort Ski, der hatte einen tragbaren Schlepplift, der bei mir stationiert war, weil hier im großen Umkreis immer die besten Schneeverhältnisse herrschten. Ich war Mitlied im Alpenverein, deshalb durfte ich auch frei darüber verfügen und so stellte ich den Lift auch dem TV-Würgendorf zur Verfügung. Aber Abfahrt alleine reicht uns hier auch nicht, wir wollten auch gerne eine Sprungschanze, dafür war der Weidekamp auch ein schöner Hang. Wir taten uns mit einigen Turnbrüdern zusammen und bauten dort eine Sprungschanze.

Ein Holzgerüst für Sprünge von 20 – 25 Metern. Als wir dann den Skihang und die Sprungschanze fertig hatten, gab es 7 Jahre keinen Schnee. Wir konnten nicht einmal den neuen Hang von oben fahren und auch von der Sprungschanze gab es keinen Sprung. Nach 7 Jahren hatte die Natur sich den Hang wieder unter den Nagel
gerissen und auch die Schanze hätte man reparieren müssen. Der Wintersport im TV Würgendorf schlief wieder ein. Nach einigen schneereichen Wintern wurde
dann der Skiclub gegründet und der TV hatte nur noch reinen Turnbetrieb.

Ernst Günther Krumm

Der erste Vorstand des TV Würgendorf:
1. Vorsitzender: Hans Theis (komm. bestellt)
Schriftführer: Heini Scholl
Oberturnwart: Herbert Georg
Kassenwart: Edgar Kreutz
Vorturner gab es noch keine, sondern wurden in den ersten Jahren in den Nachbarvereinen ausgeliehen, bis wir selbst eine Grundlage hatten.
Otto Elvers war ab der ersten Jahreshauptversammlung 1. Vorsitzender.